An der 1. Fach­ta­gung des Natio­na­len Pro­gramms zur Prä­ven­ti­on und Bekämp­fung von Armut wurden zwei Pro­gram­me zur Nach­hol­bil­dung prä­sen­tiert.

Am 25. Januar 2016 fand in Bern die erste Fach­ta­gung des Natio­na­len Pro­gramms zur Prä­ven­ti­on und Bekämp­fung von Armut statt (Doku­men­ta­ti­on). Zur Berufs­bil­dung für Erwach­se­ne wurden zwei Pro­jek­te prä­sen­tiert, «ENTER vom Bitt­gang zum Bil­dungs­gang» aus dem Kt. Basel (Prä­sen­ta­ti­on) und das Pro­jekt «Aus­bil­dung Migran­ten Holz» der Tech­ni­schen Fach­schu­le Bern (Prä­sen­ta­ti­on).

For­schung zur Nach­hol­bil­dung im Rahmen des Natio­na­len Pro­gramms gegen Armut

Im Rahmen des Natio­na­len Pro­gramms gegen Armut för­dert das Bun­des­amt für Sozi­al­ver­si­che­run­gen BSV Pilot- und Modell­pro­jek­te, die «geeig­net sind, in den The­men­schwer­punk­ten «Chan­cen­gleich­heit und Bil­dungs­chan­cen von sozial benach­tei­lig­ten und/​oder bil­dungs­fer­nen Kin­dern, Jugend­li­chen und Erwach­se­nen» Impul­se zur Wei­ter­ent­wick­lung der Armut­sprä­ven­ti­on zu geben.»

Von den in der ersten Ein­ga­be­tran­che aus­ge­wähl­ten Pro­jek­ten betref­fen zwei die «Nach­hol­bil­dung»:

Enquête suisse sur les par­ti­ci­pants aux cours «Lire et Ecrire»
Eine Befra­gung von erwach­se­nen Teil­neh­men­den, die beim Verein «Lesen und Schrei­ben» Unter­richt genos­sen haben. Träger: Ver­ei­ne «Lesen und Schrei­ben»

Nach­hol­bil­dung für alle
Haupt­ziel: Per­so­nen ohne berufs­qua­li­fi­zie­ren­den, nach­ob­li­ga­to­ri­schen Abschluss darin zu unter­stüt­zen, einen sol­chen zu erwer­ben. Träger: ask! Bera­tungs­diens­te für Aus­bil­dung und Beruf Aargau

Inzwi­schen läuft die Aus­wahl für die zweite Tran­che, Stich­tag für die dritte war der 29. Febru­ar 2016.
Am 22. Novem­ber 2016 fand die erste «Natio­na­le Kon­fe­renz gegen Armut» statt, an der eine Zwi­schen­bi­lanz über das Pro­gramm sowie die Prä­ven­ti­on und Bekämp­fung von Armut in der Schweiz gezo­gen wird.

Zürich: 60% der Per­so­nen in der Sozi­al­hil­fe ohne Abschluss

Gemäss Sozi­al­be­richt des Kan­tons Zürich für 2014 haben 60% der Per­so­nen in der Sozi­al­hil­fe im erwerbs­fä­hi­gen Alter keine abge­schlos­se­ne Berufs­aus­bil­dung (9229 Per­so­nen zw. 15 und 65), dies bei einem Anteil von 20% ohne Aus­bil­dung bei der Gesamt­be­völ­ke­rung (Bericht, S. 8, 125). «Das Armuts­ri­si­ko hängt stark vom Bil­dungs­ni­veau ab: Mit stei­gen­dem Bil­dungs­ni­veau sinkt das Risiko, unter die Armuts­gren­ze zu fallen oder Leis­tun­gen der Sozi­al­hil­fe bezie­hen zu müssen. Erwerbs­tä­ti­ge ohne Berufs­aus­bil­dung arbei­ten häufig in Tief­lohn­bran­chen und in Teil­zeit­an­stel­lun­gen. Sie sind von wirt­schaft­li­chen Ein­brü­chen beson­ders rasch und dau­er­haft betrof­fen.» (Bericht, S. 52).

Tiefst­löh­ne für Per­so­nen ohne Berufs­aus­bil­dung

Der Bun­des­rat hat am 12. 8. 15 einen Bericht über Tief­lohn­bran­chen ver­ab­schie­det. Er lie­fert zur bekann­ten Abhän­gig­keit von der Aus­bil­dung der Arbei­ten­den Zahlen: Wäh­rend 33 Pro­zent der Arbeit­neh­men­den ohne Berufs­aus­bil­dung einen Monats­lohn unter 4‘343 Fran­ken erzie­len, liegt für Arbeit­neh­men­de mit einer Aus­bil­dung auf Sekun­dar­stu­fe II die Wahr­schein­lich­keit, einen Lohn unter­halb der Tief­lohn­schwel­le zu erhal­ten, bei 12 Pro­zent und somit zwei­ein­halb Mal tiefer. Sehr klein wird der Anteil mit 3 Pro­zent für Per­so­nen, welche eine Aus­bil­dung auf Ter­ti­är­stu­fe absol­viert haben. 

Berufs­bil­dung für Erwach­se­ne nun Teil der Fach­kräf­te­initia­ti­ve

Im Papier «Situa­ti­ons­ana­ly­se und Mass­nah­men­be­richt» vom 21. Mai 2013 wurde noch fest­ge­hal­ten: «Die Qua­li­fi­zie­rung von nicht aus­ge­bil­de­ten oder wenig qua­li­fi­zier­ten Per­so­nen bildet keinen Schwer­punkt der Fach­kräf­te­initia­ti­ve. Dieses Ziel­pu­bli­kum steht beim Natio­na­len Pro­gramm zur Prä­ven­ti­on und Bekämp­fung der Armut im Zen­trum.» Diese Hal­tung hat sich nun geän­dert: In den SBFI News, Aus­ga­be Sep­tem­ber 2014 wird im Rahmen der Bericht­erstat­tung zu «Fach­kräf­te­initia­ti­ve. Bil­dungs­po­li­ti­sche Mass­nah­men gegen den Fach­kräf­te­man­gel» unter dem Titel «Berufs­ab­schluss für Erwach­se­ne» (sic!) auf den Bericht des SBFI «Berufs­ab­schluss und Berufs­wech­sel für Erwach­se­ne» hin­ge­wie­sen. Die darin ent­hal­te­nen Emp­feh­lun­gen würden Grund­la­ge für Fol­ge­ar­bei­ten sein.