Die verschiedenen Wege zum Berufsabschluss für Erwachsene sind schwierig zu begehen. Dennoch bewältigen bereits heute jedes Jahr etwa 7000 Personen diese Herausforderung: 7% durch ein Validierungsverfahren, 27% über den direkten Zugang zur Lehrabschlussprüfung und etwa 66%, in dem sie eine (allenfalls verkürzte) Berufslehre absolvieren (Statistik). Davon sind je etwa die Hälfte Personen, die einen Zweitabschluss erwerben und solche, für die es der erste Abschluss ist. Dies und die folgende Berichte von erfolgreichen Absolventinnen und Absolventen zeigen, dass es - bei günstigen Bedingungen! – heute schon möglich ist, auch als Erwachsene/r noch einen Abschluss zu erwerben.
Allerdings - einfach ist es nicht, wie Berichte von Interessierten über ihre Situation zeigen!
Kein Aufstieg ohne EFZ
Der Gipserhilfsarbeiter – nennen wir ihn Pedro Manzano – hatte in seiner langjährigen Anstellung schon viele Erfahrungen gesammelt und der Beruf gefiel ihm. Nach und nach wuchs in ihm der Wunsch weiterzukommen. Immer häufiger hatte er zudem den Eindruck, von seinen Kollegen nicht wirklich ernst genommen zu werden, weil er keine Berufslehre gemacht und somit auch kein EFZ hatte. Auch Beförderungen gab es keine. Mit Einverständnis seines Arbeitgebers beschloss er im Alter von 26 Jahren, die Berufslehre nachzuholen und erreichte sein Ziel sozusagen zum 30. Geburtstag. Rückblickend meint er: «Das Schwierigste war der tiefe Lohn, doch von meinen jüngeren Kollegen in der Berufsfachschule fühlte ich mich akzeptiert und respektiert.» Inzwischen bot ihm sein Chef die Position eines Vorarbeiters an; die entsprechende Ausbildung dazu hat er im Sommer 2013 begonnen. Manzano gefällt es, das Lernen macht ihm keine Angst mehr und das Nachholen der Berufslehre würde er trotz aller Strapazen jedem empfehlen, die ihn danach fragen.
3. November 2015 hne
Als Informatikerin EFZ validiert
Das Validierungsverfahren ist ein möglicher, aber keineswegs leichter Weg zum EFZ. Zu den Erwachsenen die es geschafft haben, zählt die Informatikerin Irene Trösch, «Application Operation Managerin», bei der Swisscom in Bern. Und sie erreichte ihr Ziel mit grossem Erfolg, unterstützt durch ihren Arbeitgeber im Rahmen seines Programms zur Vermittlung von Berufsabschlüssen durch die Validierung.
5. November 2015 hne
Berufliche Sicherheit gewonnen
«Ich habe mit dieser Ausbildung begonnen, weil ich immer um eine Stelle kämpfen musste, als ich vor 19 Jahren in die Schweiz kam. Ich habe unzählige Jobs gemacht, in Restaurants gearbeitet, in der Küche, im Service, in einer Konditorei, im Verkauf und sogar als Hilfslehrerin. Heute bin ich Köchin in einer Kinderkrippe. Das EFZ als Fachfrau Hauswirtschaft bedeutet für mich eine Öffnung und auch eine Sicherheit, denn da, wo ich jetzt arbeite, gefällt es mir gut. Dank dieser Kurse habe ich enorm viel gelernt und ich habe meine Französischkenntnisse vertieft. Das war nicht leicht, denn ich habe eine kleine Tochter von fünf Jahren. Ich musste jemanden finden, der sie abends hütet, denn mein Mann beginnt mit seiner Arbeit, wenn ich mit meiner aufhöre. Aber ich bin sehr zufrieden. Eine Ausbildung nachzuholen ermöglicht es, die Dinge anders zu sehen. Und ich werde jetzt meiner Tochter bei den Schulaufgaben helfen können.»
3. November 2015
Von der Geringqualifizierten zur Unternehmerin
«Soeben habe ich Visitenkarten gedruckt. Darauf steht: Gebäudereinigerin EFZ. Allein dieser Zusatz ändert alles! Es ist der Beweis meines Wissens, und es ist auch ein Schutz für meine Arbeitgeber und für meine künftigen Kunden. Denn ich werde mein eigenes kleines Reinigungsunternehmen gründen. Ein Plan, den ich schon lange hege, aber das EFZ erleichtert es unheimlich! Die Reinigung zählt zu den kleinen Berufen, aber jetzt habe ich einen Nachweis für meine Arbeit. Bisher hatte ich zwar gute Arbeitszeugnisse von meinen Arbeitgebern, aber jetzt, das ist etwas Anderes, das ist ein eidgenössisches Zeugnis, das viel wertvoller ist. Und es ist ein gutes Beispiel für meine Kinder, denn sie können sagen: Mit fast 40 Jahren hat meine Mutter ein EFZ erworben! Sie sind 10 und 12 Jahre alt, und beim Eintritt ins Programm «Progredir» machte ich mir Sorgen um sie, denn die Ältere war gerade in einem Orientierungsjahr, doch beide machen es gut in der Schule. Es war nicht immer einfach, alles unter einen Hut zu bringen, die Schule der Kinder, die Kurse, die Arbeit und die Arbeitswege. Nach einem langen Arbeitstag war es schwer, in die Schule nach Vevey oder Lausanne zu gehen, aber ich habe nur ein einziges Mal gefehlt, wegen Krankheit. Mein Ex-Mann und mein Partner haben mir mit den Kindern viel geholfen. Heute bin ich stolz auf mich, die kleinen Schwierigkeiten sind vergessen! .»
Nachtrag: Im September 2013 hat Maxima ihr Ziel erreicht: Sie hat ihre eigene Gebäudereinigungsfirma gegründet und beschäftigt zwei Personen.
Weitere Berichte von Personen, die es geschafft haben, finden Sie hier.
8. November 2015 hne