Nach­hol­bil­dung: 250 Ange­bo­te - aber eine Vor­be­rei­tung für Erwach­se­ne auf einen Berufs­ab­schluss in DE, FR und IT gibt es nur für 6 Berufe.

Berufs​be​ra​tung​.ch, das «offi­zi­el­le schwei­ze­ri­sche Infor­ma­ti­ons­por­tal der Berufs-, Stu­di­en- und Lauf­bahn­be­ra­tung» nennt über 250 Ange­bo­te, mit denen sich Erwach­se­ne feh­len­de Qua­li­fi­ka­tio­nen für einen Berufs­ab­schluss (EFZ oder EBA) erwer­ben können.

Wir haben das Ange­bot auf­ge­lis­tet und durch­ge­se­hen (hier). Die Hälfte aller Ange­bo­te berei­tet auf einen von fünf Beru­fen vor (Kauffrau/​Kaufmann, FAGE, FABE, Detail­han­dels­fach­man­n/-fach­frau). Im übri­gen ist das Ange­bot beschränkt: Ledig­lich in sechs Beru­fen gibt es Ange­bo­te in drei Landessprachen(Kauffrau, Detail­han­dels­fach­mann, Logis­ti­ke­rin, Maurer, Fach­frau Haus­wirt­schaft und Gebäu­de­rei­ni­ger), in 33 wei­te­ren in einer oder zwei Spra­chen. Bei allen übri­gen Lehr­be­ru­fen sind Erwach­se­ne darauf ange­wie­sen, sich auto­di­dak­tisch vor­zu­be­rei­ten oder – wenig effi­zi­ent – als Hörer am Berufs­fach­schul­un­ter­richt der nor­ma­len Berufs­leh­re teil­zu­neh­men. (Und je nach Kanton noch Schul­geld dafür zu bezah­len.)

Offi­zi­ell gibt es ja für Erwach­se­ne vier Wege zur Vor­be­rei­tung auf ein EFZ oder ein EBA. Das ist Theo­rie: Wenn ein erwach­se­nen­ge­rech­tes Qua­li­fi­zie­rungs­an­ge­bot für die Berufs­theo­rie exis­tiert, dann ist es für einen oder bes­ten­falls für zwei der vier Wege opti­miert, so dass die tat­säch­li­che Aus­wahl noch klei­ner wird.

Soll die Zahl der Abschlüs­se von Erwach­se­nen ohne arbeits­markt­re­le­van­te Aus­bil­dung wirk­lich wach­sen, muss bei der Finan­zie­rung etwas gesche­hen. Das ist heute wohl unbe­strit­ten. Aber auch das Bil­dungs­sys­tem ist gefragt: Ein erwach­se­nen­ge­rech­tes Qua­li­fi­zie­rungs­an­ge­bot von aus­rei­chen­der Breite ver­langt eine Annä­he­rung der vier Wege damit die Qua­li­fi­ka­ti­ons­an­ge­bo­te bei allen drei erwach­se­nen­ge­rech­ten Wegen ein­ge­setzt werden können. Weiter ist eine inter­kan­to­na­le Koor­di­na­ti­on der Ange­bo­te drin­gend. Bisher haben sich die Kan­to­ne dies­be­züg­lich auf das Ange­bot für Jugend­li­che, die regu­lä­re Berufs­leh­re, und das wenig benutz­te Vali­die­rungs­ver­fah­ren beschränkt.

Auch in diesem Blog eine Mel­dung wert: Pen­sio­nie­rung von Gré­go­i­re Evéquoz

Nach 28 Jahren im Office pour l’o­ri­en­ta­ti­on, la for­ma­ti­on pro­fes­si­onnel­le et con­ti­nue Genève (OFPC) lässt sich dessen Leiter, Gré­go­i­re Evéquoz, pen­sio­nie­ren. (Bericht)

Die Berufs­bil­dung für Erwach­se­ne gehört zu den Berei­chen, die Gré­go­i­re Evéquoz wich­ti­ge Initia­ti­ven zu ver­dan­ken haben.

Untere ande­rem hat er das Centre de Bilanz Genève (CEBIG) und dessen Ange­bot, die «Bilans de com­pé­ten­ces», auf­ge­baut. Er hat damit Model­le aus Frank­reich und Québec Schwei­zer Ver­hält­nis­sen ange­passt und pri­va­ten Initia­ti­ven die nötige Durch­schlags­kraft gege­ben. Vor allem aber ist der Gedan­ke der Bilan­zie­rung von Kom­pe­ten­zen als Basis für den Aufbau der Vali­die­rung zu betrach­ten, wie auch sein Ein­satz bei der Grün­dung und Lei­tung des Ver­eins Valida zeigt.

Wei­te­re wich­ti­ge Anstös­se im Bereich der Berufs­bil­dung für Erwach­se­ne, an denen Evéquoz min­des­tens mit­ge­wirkt hat, sind die Schaf­fung des Cité des Métiers Genève und der Aufbau eines modu­la­ren Wei­ter­bil­dungs­an­ge­bots, unter ande­rem 2007-2013 im Rahmen des INTER­REG-Pro­jekts FTLV-fran­ce­su­is­se und in der Cité des Métiers.

Wenn heute der Kanton Genf schweiz­weit füh­rend bei der Zahl der geför­der­ten Erwach­se­nen ist (Abschlüs­se 2015) und auch bezüg­lich der Model­le zu deren För­de­rung Vor­bild sein kann, dann hat das viel mit Evéquoz als krea­ti­vem Men­schen und cha­ris­ma­ti­schem Leiter seiner Mit­ar­bei­ten­den zu tun.

Aargau: ask! lan­ciert ein Pilot­pro­jekt um mit Bera­tung die Rea­li­sie­rung einer Nach­hol­bil­dung zu erleich­tern.

Der Teufel liegt im Detail!
Diese ‹Weis­heit› gilt auch für den Erwerb eines Berufs­ab­schlus­ses durch Erwach­se­ne.
Die über­all publi­zier­te Tabel­le mit den vier, fünf oder sieben Wegen zum Berufs­ab­schluss scheint ein­fach und klar. Die Rea­li­sie­rung ver­langt aber ver­schie­dens­te Ent­schei­de, wie eine Check­list der SBBK für einen der Wege exem­pla­risch zeigt. ask!, die im Auf­trag des Kan­tons Aargau arbei­ten­den Bera­tungs­diens­te für Aus­bil­dung und Beruf, wollen mit dem Ein­satz von Frei­wil­li­gen als Men­to­ren Inter­es­sier­ten helfen, die Hürden bezüg­lich Berufs­wahl, Aus­bil­dungs­platz­su­che, Finan­zie­rung usw. zu bewäl­ti­gen, die nur schon bei der Auf­nah­me einer Aus­bil­dung auf­tre­ten. Dazu haben sie das Pilot­pro­jekt «Nach­hol­bil­dung für alle» lan­ciert, gelei­tet von Rafael Furrer. Eine Web­site sowie Merk­blät­ter für Insti­tu­tio­nen und Aus­bil­dungs­wil­li­ge geben einen ersten Ein­druck.

Bera­tung reicht für Erwach­se­ne nicht - Beglei­tung ist erfor­der­lich

Im «Lauf­bahn-Info des Zür­cher Lauf­bahn­zen­trums» berich­tet Micha­el Milz von einem heute 50-jäh­ri­ger Mann, der sich vor fünf Jahren bera­ten liess, wie er noch einen Berufs­ab­schluss erwer­ben könne. Es wurde ihm gera­ten, dies über den direk­ten Zugang zum QV (oft als Weg über Art. 32 bezeich­net) zu tun. Als er sich bei der Berufs­fach­schu­le für den Unter­richt anmel­den wollte, erfuhr er, er könne seinen Berufs­ab­schluss nur nach­ho­len, wenn er auch eine feste Stelle habe. Seit­her ist dieser Mann auf der Suche nach einer festen Stelle, wie man im Lauf­bahn­zen­trum kürz­lich erfah­ren hat. Ein Anruf sei­tens des Bera­ters beim Berufs­in­spek­tor ergab, dass Aus­nah­men mög­lich seien.

Wer sich für eine Vali­die­rung anmel­det, der wird beglei­tet. Für Per­so­nen, die einen andern Weg wählen, geschieht dies - so weit ich weiss - nur im Kanton Genf. Das Bei­spiel zeigt, dass kurze oder gar ein­ma­li­ge Bera­tung von Erwach­se­nen, die einen Abschluss nach­ho­len wollen, nicht reicht. Es braucht zwin­gend eine Beglei­tung wäh­rend der Vor­be­rei­tung einer Aus­bil­dung.

Wer’s nicht glaubt ist ein­ge­la­den, sich in eine 30- oder 50-jäh­ri­ge Person mit beschränk­ter Schul­bil­dung zu ver­set­zen, die den ganzen Tag auf einem Bau­platz, an einer Kasse oder in einer Werk­statt arbei­tet, und abends oder am Wochen­en­de ver­sucht, anhand des offi­zi­el­len Merk­blatts zum Nach­ho­len eines Abschlus­ses ihren Weg zu finden. Sie wird u.a. ein­ge­la­den, 19 Fragen zu beant­wor­ten, wovon meh­re­re Behör­den­kon­tak­te erfor­dern.

Kt. Waadt ver­bes­sert die Infor­ma­ti­on

Der Kanton Waadt hat die Web­site der Berufs-, Stu­di­en- und Lauf­bahn­be­ra­tung mit einem «Por­tail de la Cer­ti­fi­ca­ti­on pro­fes­si­onnel­le pour adul­tes (CPA)» ergänzt und bietet monat­lich Ori­en­tie­rungs­ver­an­stal­tun­gen für die vier Wege zum Abschluss an.

Quelle: Pan​ora​ma​.news

Lehr­stel­len­bör­se für Erwach­se­ne lan­ciert

Das RAV Zürich Staf­fel­stras­se setzt sich sehr für die län­ger­fris­ti­ge Aus­bil­dung von Stel­len­lo­sen ohne Berufs­aus­bil­dung ein. Am 16. Juni 2016 führte es eine «Lehr­stel­len­bör­se» durch. Fünf­zig Stel­len­lo­se aus ver­schie­de­nen Quar­tie­ren der Stadt nahmen teil, wei­te­re muss­ten aus Platz­grün­den abge­wie­sen werden.

In zwei kurzen Refe­ra­ten wurde vor­erst über Aus­bil­dungs­zu­schüs­se und den Zür­cher Aus­bil­dungs­ver­bund BVZ ori­en­tiert. Bei einem Apero konn­ten sich dann (Lehr)Stellensuchende und Arbeit­ge­ber kennen lernen. Acht KMU waren ver­tre­ten, dar­un­ter drei aus dem Gastro­be­reich. Dazu gab es Info­stän­de des Lauf­bahn­zen­trums Zürich und des BVZ zur Nach­hol­bil­dung, die auf sehr gros­ses Inter­es­se sties­sen.

Ange­sichts des gros­sen Inter­es­se sei­tens der Stel­len­lo­sen soll der Anlass wie­der­holt werden. Wünsch­bar wäre, dass sich auch einige grös­se­re Unter­neh­men betei­li­gen würden.

Infor­ma­ti­ons­blatt

For­schung zur Nach­hol­bil­dung im Rahmen des Natio­na­len Pro­gramms gegen Armut

Im Rahmen des Natio­na­len Pro­gramms gegen Armut för­dert das Bun­des­amt für Sozi­al­ver­si­che­run­gen BSV Pilot- und Modell­pro­jek­te, die «geeig­net sind, in den The­men­schwer­punk­ten «Chan­cen­gleich­heit und Bil­dungs­chan­cen von sozial benach­tei­lig­ten und/​oder bil­dungs­fer­nen Kin­dern, Jugend­li­chen und Erwach­se­nen» Impul­se zur Wei­ter­ent­wick­lung der Armut­sprä­ven­ti­on zu geben.»

Von den in der ersten Ein­ga­be­tran­che aus­ge­wähl­ten Pro­jek­ten betref­fen zwei die «Nach­hol­bil­dung»:

Enquête suisse sur les par­ti­ci­pants aux cours «Lire et Ecrire»
Eine Befra­gung von erwach­se­nen Teil­neh­men­den, die beim Verein «Lesen und Schrei­ben» Unter­richt genos­sen haben. Träger: Ver­ei­ne «Lesen und Schrei­ben»

Nach­hol­bil­dung für alle
Haupt­ziel: Per­so­nen ohne berufs­qua­li­fi­zie­ren­den, nach­ob­li­ga­to­ri­schen Abschluss darin zu unter­stüt­zen, einen sol­chen zu erwer­ben. Träger: ask! Bera­tungs­diens­te für Aus­bil­dung und Beruf Aargau

Inzwi­schen läuft die Aus­wahl für die zweite Tran­che, Stich­tag für die dritte war der 29. Febru­ar 2016.
Am 22. Novem­ber 2016 fand die erste «Natio­na­le Kon­fe­renz gegen Armut» statt, an der eine Zwi­schen­bi­lanz über das Pro­gramm sowie die Prä­ven­ti­on und Bekämp­fung von Armut in der Schweiz gezo­gen wird.

Kanton Zürich: Berufs­be­ra­tung für Erwach­se­ne ohne Lehr­ab­schluss kos­ten­los

Anläss­lich der Über­ar­bei­tung der Ver­ord­nung über die Berufs-, Stu­di­en- und Lauf­bahn­be­ra­tung hat der Regie­rungs­rat die Kos­ten­pflicht für Per­so­nen im Alter von über 20 Jahren auf­ge­ho­ben, sofern diese noch nicht über einen Lehr­ab­schluss ver­fü­gen. Die neue Bestim­mung ist seit 1. März 2014 in Kraft.
(Regie­rungs­rats­be­schluss Nr. 1338/​2013, vgl. www​.rrb​.zh​.ch)

Nie zu spät für eine Grund­bil­dung. Bericht aus der Schwei­ze­ri­schen Gewer­be­zei­tung, 22. Novem­ber 2013

Die Schwei­ze­ri­sche Gewer­be­zei­tung bringt in ihrer Aus­ga­be vom 22. Novem­ber 2013 gleich zwei Auf­sät­ze zum Thema, einen über das neue Portal q4eur​o​pe​.eu und den zwei­ten unter der genann­ten Über­schrift zu den von Arbeits­markt­be­hör­den unter­stütz­ten Pro­gram­men von proBIP für 20- bis 25-jäh­ri­ge Stel­len­lo­se.