Berufs­bil­dungs­äm­ter und Berufs­fach­schu­len haben das Poten­ti­al von Berufs­ab­schlüs­sen für Erwach­se­ne dis­ku­tiert - hier die Ergeb­nis­se

Am 7. Sep­tem­ber 2017 trafen sich Rek­to­rin­nen und Rek­to­ren berufs­bil­den­der Schu­len sowie Ver­tre­te­rin­nen und Ver­tre­ter der kan­to­na­len Berufs­bil­dungs­äm­ter zu einer gemein­sa­men Tagung zur Bear­bei­tung aktu­el­ler Themen. Im Zen­trum stand die Nach­hol­bil­dung.

Auf der Web­site von Table Ronde Berufs­bil­den­der Schu­len sind wurden nun als Ergeb­nis­se der Tagung die gefass­ten Beschlüs­se publi­ziert, weiter die Prä­sen­ta­tio­nen der Refe­ra­te von M. Maurer PH Zürich, L. Perret SGB, M. Stamm Uni Fri­bourg, J. Widmer SBFI und J. Zell­we­ger Schw. Arbeit­ge­ber­ver­band, jeweils in Deutsch und Fran­zö­sisch.

Der Bund för­dert 2018 Pro­jek­te zur Nach- und Höher­qua­li­fi­zie­rung finan­zi­ell.

Der Bund för­dert im Rahmen der Fach­kräf­te­initia­ti­ve (FKI) Pro­jek­te, die einen Bei­trag zur bes­se­ren Nut­zung des inlän­di­schen Fach­kräf­te­po­ten­zi­als leis­ten, zum Bei­spiel für die Nach- und Höher­qua­li­fi­zie­rung ent­spre­chend den Bedürf­nis­sen des Arbeits­mark­tes. 2018 stehen noch­mals 400’000 CHF zur Ver­fü­gung, mit denen 8 Pro­jek­te geför­dert werden sollen. Die Aus­wahl der Pro­jek­te wird vom Staats­se­kre­ta­ri­at für Wirt­schaft (SECO) nach vor­gän­gig fest­ge­leg­ten Kri­te­ri­en getrof­fen. Inter­es­sier­te können bis zum 15. März 2018 ent­spre­chen­de Pro­jek­te ein­rei­chen, vgl. Medi­en­mit­tei­lung.

Die Stan­ley Thomas John­son Stif­tung gibt zusam­men mit dem Kanton Bern 50 Erwach­se­nen eine «2. Chance auf eine 1. Aus­bil­dung»

Wir haben bereits über das Pilot­pro­jekt «2. Chance auf eine 1. Aus­bil­dung» berich­tet: Die Stan­ley Thomas John­son Stif­tung, Bern, setzt sich für Erwach­se­ne ein, die einen Abschluss erwer­ben wollen. Ihr Schwer­punkt ist dabei, den Inter­es­sier­ten zu helfen, einen Weg, einen Aus­bil­dungs­platz und eine Finan­zie­rung zu finden. Eine erste Staf­fel von rund 30 Per­so­nen hat 2017 ihr Aus­bil­dung begon­nen (Link), nun bekom­men wei­te­re 50 Inter­es­sier­te die Gele­gen­heit, eine Aus­bil­dung zu planen und auf­zu­neh­men, vgl. Medi­en­mit­tei­lung der Stif­tung.

Mehr zu diesem wich­ti­gen, privat initi­ier­ten und zusam­men mit der Gesund­heits- und Fürsorgedirektion des Kan­tons Bern (GEF) sowie der Erzie­hungs­di­rek­ti­on des Kan­tons Bern (MBA und BIZ) durch­ge­führ­ten Pio­nier­pro­jekt ist hier zu finden:
> Vor­stel­lung des Pro­jekts durch den Geschäfts­lei­ter der Stif­tung, Guido Münzel, an der PH Zürich, Erfah­run­gen mit der Ersten Staf­fel: Prä­sen­ta­ti­on, Zusam­men­fas­sung
> Ein Bei­spiel für die Beglei­tung von erwach­se­nen Ler­nen­den, dar­ge­stellt durch die auch im Pro­jekt ein­ge­setz­te Beglei­te­rin, Fabi­en­ne Hostett­ler, frac Biel: Zusam­men­fas­sung

Bund beschliesst För­de­rung der Grund­kom­pe­ten­zen

Gemäss Beschluss des Bun­des­rats vom 8. Novem­ber 2017 unter­stützt der Bund ab kom­men­dem Jahr geziel­te Wei­ter­bil­dun­gen zur Stär­kung von Grund­kom­pe­ten­zen. (Medi­en­mit­tei­lung)
Mit dem För­der­schwer­punkt «Grund­kom­pe­ten­zen am Arbeits­platz» hat der Bun­des­rat eine Mass­nah­me ver­ab­schie­det, die im Rahmen der Fach­kräf­te­initia­ti­ve ent­stan­den ist. Ziel des För­der­schwer­punk­tes ist es, Arbeit­neh­men­den zen­tra­le Grund­kom­pe­ten­zen zu ver­mit­teln, die es ihnen erlau­ben, mit den sich stetig ver­än­dern­den Anfor­de­run­gen der Arbeits­welt Schritt zu halten. In Kursen, die auf die kon­kre­ten Anfor­de­run­gen des Arbeits­plat­zes abge­stimmt sind, sollen sich Arbeit­neh­men­de bei­spiels­wei­se grund­le­gen­de Kom­pe­ten­zen im Bereich der Infor­ma­ti­ons- und Kom­mu­ni­ka­ti­ons­tech­no­lo­gi­en IKT, der Spra­che oder der All­tags­ma­the­ma­tik aneig­nen. Die darin defi­nier­ten Mass­nah­men sollen es gering­qua­li­fi­zier­ten und ins­be­son­de­re älte­ren Arbeit­neh­men­den ermög­li­chen, im Erwerbs­le­ben zu ver­blei­ben.
Der Schwei­ze­ri­sche Gewer­be­ver­band sgv betrach­tet dies als «frag­wür­di­ge Prio­ri­tät», (Medi­en­mit­tei­lung) wenn damit auf die Her­aus­for­de­run­gen der Digi­ta­li­sie­rung reagiert werde: «Lesen, Schrei­ben und Ver­ste­hen sind Grund­kom­pe­ten­zen die in der obli­ga­to­ri­schen Schul­zeit oder bei spe­zi­fi­schen Nach­hol­kur­sen ange­eig­net werden müssen. Den Anfor­de­run­gen an ein Pro­gramm des Bundes mit Fokus auf die Digi­ta­li­sie­rung kann das nicht genü­gen.» Am vier­ten Natio­na­len Spit­zen­tref­fen der Berufs­bil­dung, am 13. Novem­ber, hat sich aber die Mehr­heit der Ver­bund­part­ner für diesen För­der­schwer­punkt des WBF aus­ge­spro­chen. (Medi­en­mit­tei­lung)

Fach­kräf­te­ini­ti­tia­ti­ve: Mass­nah­me 4, Berufs­ab­schluss und Berufs­wech­sel für Erwach­se­ne, auf der Ziel­ge­ra­de

Am 25. Okto­ber hat der Bun­des­rat den Zwei­ten Moni­to­ring­be­richt zur Fach­kräf­te­initia­ti­ve ver­ab­schie­det. Gemäss dem Bun­des­amt für Sta­tis­tik ist der Anteil der Erwach­se­nen in der Wohn­be­völ­ke­rung von 17% (1996) auf 13% (2006) gesun­ken und soll bis 2025 weiter auf 10% zurück gehen. (S. 25)

Seite 45f geht der Bericht auf die «Mass­nah­me 4: Berufs­ab­schluss und Berufs­wech­sel für Erwach­se­ne» ein. Die meis­ten der geplan­ten Mass­nah­men werden danach bis Ende 2017 abge­schlos­sen. Die Kam­pa­gne «Sen­si­bi­li­sie­rung Erwach­se­ne und Betrie­be» soll Ende Jahr star­ten.

In der Rubrik «Beson­de­re Pro­ble­me» wird aus­ge­führt: «Eine Her­aus­for­de­rung, die im Pro­jekt und mit den betrof­fe­nen Sta­ke­hol­dern (SECO, BSV, EDK) wie­der­holt the­ma­ti­siert, jedoch noch nicht befrie­di­gend gelöst wurde, ist die Finan­zie­rung der indi­rek­ten Kosten (Lebens­er­hal­tungs­kos­ten). Diese fallen an, wenn eine erwach­se­ne Person noch einen Berufs­ab­schluss erwirbt und hier- für ihr Arbeits­pen­sum redu­zie­ren muss.

Nach­hol­bil­dung: 250 Ange­bo­te - aber eine Vor­be­rei­tung für Erwach­se­ne auf einen Berufs­ab­schluss in DE, FR und IT gibt es nur für 6 Berufe.

Berufs​be​ra​tung​.ch, das «offi­zi­el­le schwei­ze­ri­sche Infor­ma­ti­ons­por­tal der Berufs-, Stu­di­en- und Lauf­bahn­be­ra­tung» nennt über 250 Ange­bo­te, mit denen sich Erwach­se­ne feh­len­de Qua­li­fi­ka­tio­nen für einen Berufs­ab­schluss (EFZ oder EBA) erwer­ben können.

Wir haben das Ange­bot auf­ge­lis­tet und durch­ge­se­hen (hier). Die Hälfte aller Ange­bo­te berei­tet auf einen von fünf Beru­fen vor (Kauffrau/​Kaufmann, FAGE, FABE, Detail­han­dels­fach­man­n/-fach­frau). Im übri­gen ist das Ange­bot beschränkt: Ledig­lich in sechs Beru­fen gibt es Ange­bo­te in drei Landessprachen(Kauffrau, Detail­han­dels­fach­mann, Logis­ti­ke­rin, Maurer, Fach­frau Haus­wirt­schaft und Gebäu­de­rei­ni­ger), in 33 wei­te­ren in einer oder zwei Spra­chen. Bei allen übri­gen Lehr­be­ru­fen sind Erwach­se­ne darauf ange­wie­sen, sich auto­di­dak­tisch vor­zu­be­rei­ten oder – wenig effi­zi­ent – als Hörer am Berufs­fach­schul­un­ter­richt der nor­ma­len Berufs­leh­re teil­zu­neh­men. (Und je nach Kanton noch Schul­geld dafür zu bezah­len.)

Offi­zi­ell gibt es ja für Erwach­se­ne vier Wege zur Vor­be­rei­tung auf ein EFZ oder ein EBA. Das ist Theo­rie: Wenn ein erwach­se­nen­ge­rech­tes Qua­li­fi­zie­rungs­an­ge­bot für die Berufs­theo­rie exis­tiert, dann ist es für einen oder bes­ten­falls für zwei der vier Wege opti­miert, so dass die tat­säch­li­che Aus­wahl noch klei­ner wird.

Soll die Zahl der Abschlüs­se von Erwach­se­nen ohne arbeits­markt­re­le­van­te Aus­bil­dung wirk­lich wach­sen, muss bei der Finan­zie­rung etwas gesche­hen. Das ist heute wohl unbe­strit­ten. Aber auch das Bil­dungs­sys­tem ist gefragt: Ein erwach­se­nen­ge­rech­tes Qua­li­fi­zie­rungs­an­ge­bot von aus­rei­chen­der Breite ver­langt eine Annä­he­rung der vier Wege damit die Qua­li­fi­ka­ti­ons­an­ge­bo­te bei allen drei erwach­se­nen­ge­rech­ten Wegen ein­ge­setzt werden können. Weiter ist eine inter­kan­to­na­le Koor­di­na­ti­on der Ange­bo­te drin­gend. Bisher haben sich die Kan­to­ne dies­be­züg­lich auf das Ange­bot für Jugend­li­che, die regu­lä­re Berufs­leh­re, und das wenig benutz­te Vali­die­rungs­ver­fah­ren beschränkt.

All­ge­mein­bil­den­der Unter­richt vor­ho­len

Erwach­se­ne, die einen ersten Berufs­ab­schluss erwer­ben wollen, müssen in der Regel noch den all­ge­mein­bil­den­dem Unter­richt (ABU) nach­ho­len. In ver­schie­de­nen Kan­to­nen kann dies bereits in der Pla­nungs­pha­se erfol­gen, also bevor Aus­bil­dungs­weg, Aus­bil­dungs­platz, Finan­zie­rung etc. end­gül­tig fest­ge­legt sind. Berufs­fach­schu­len bieten dazu ein­jäh­ri­ge Lehr­gän­ge an, umfas­send je einen Abend pro Woche, die im Rahmen des Lehr­gangs abge­schlos­sen werden. So stel­len Inter­es­sier­te rela­tiv früh fest, ob sie die Belas­tung einer berufs­be­glei­ten­den Aus­bil­dung bewäl­ti­gen. Die Qua­li­fi­ka­ti­ons­pha­se wird ent­las­tet und ein erster Teil des Qua­li­fi­ka­ti­ons­ver­fah­rens kann bereits erle­digt werden.

Hier zwei Bei­spie­le:

Im Kanton Aargau bieten zwei Berufs­fach­schu­len ein­schlä­gi­ge Kurse an, die für Inter­es­sen­ten aller Berufe offen sind, die BF Gesund­heit und Sozia­les in Brugg und das Land­wirt­schaft­li­che Zen­trum Lie­be­gg in Grä­ni­chen. Inter­es­sier­te müssen in einem Test ihre Deutsch­kennt­nis­se unter Beweis stel­len, wobei Niveau B1 gem. Euro­päi­schem Refe­renz­rah­men ver­langt wird. Sie können also in dieser Zeit auch noch ihre Sprach­be­herr­schung ver­bes­sern, wird doch für den berufs­kund­li­chen Unter­richt Niveau B2 emp­foh­len. Die Lehr­gän­ge umfas­sen 170 Lek­tio­nen, das Schul­geld wird in vielen Fällen vom Kanton über­nom­men.

Im Kanton Zürich führt vor allem EB Zürich ein ein­schlä­gi­ges Ange­bot, ergänzt durch einen halb­jäh­ri­gen Inten­siv­kurs für Per­so­nen, bei denen bereits ein Vali­die­rungs­ver­fah­ren im Gang ist. Die Lehr­gän­ge umfas­sen 120 Lek­tio­nen und kosten 1200 CHF. Andere Bil­dungs­zen­tren bieten Kurse an, die in der Regel in der Qua­li­fi­zie­rungs­pha­se besucht werden, so das ZAG in Win­ter­thur (78 Halb­ta­ge).

Neue Leit­fä­den für die Berufs­bil­dung von Erwach­se­nen sind erschie­nen bzw. in Vor­be­rei­tung

An der SBFI-Tagung: Berufs­ab­schluss für Erwach­se­ne vom 27. Sep­tem­ber 2017 stell­te Toni Mess­mer, Res­sort­lei­ter Berufs­ent­wick­lung, das glei­chen­tags publi­zier­te «Handbuch Beruf­li­che Grund­bil­dung für Erwach­se­ne» vor (Prä­sen­ta­ti­on). Es geht davon aus, dass jede Grund­bil­dung drei Phasen umfasst: Bil­dung > Zulas­sung zu einem Qua­li­fi­ka­ti­ons­ver­fah­ren > Qua­li­fi­ka­ti­ons­ver­fah­ren.

Die Bil­dung kann in einem Betrieb­lich orga­ni­sier­ten Bil­dungs­gang, in einem Schu­lisch orga­ni­sier­ten Bil­dungs­gang oder durch Nicht for­ma­li­sier­te Bil­dung erfol­gen, wobei jede dieser drei Wege in ver­schie­de­nen Vari­an­ten mög­lich ist. Das glei­che gilt für die zwei andern Phase einer Bil­dung, vgl. die fol­gen­de Abbil­dung (hier grös­ser)

Vor­han­de­ne Bil­dungs­leis­tun­gen sollen und können immer ange­rech­net werden:

  • Dis­pen­sa­ti­on von Unter­richts­tei­len, in der Kom­pe­tenz der anbie­ten­den Insti­tu­ti­on
  • Dis­pen­sa­ti­on von Prü­fungs­tei­len, wofür der jewei­li­ge Kanton ermäch­tigt ist
  • zusätz­li­che indi­vi­du­el­le Ver­kür­zung der Bil­dungs­dau­er - auch dies in der Ver­ant­wor­tung des Kan­tons.

Ein wei­te­res Hand­buch, das sich mit Pla­nung und Beglei­tung der beruf­li­chen Grund­bil­dung für Erwach­se­ne befasst, ist in Vor­be­rei­tung. Ein neuer Leit­fa­den zur Vali­die­rung soll in der ersten Hälfte 2018 fertig gestellt werden. Er soll wesent­lich brei­ter aus­ge­rich­tet sein, und er soll ein­fa­cher werden.

2018/​19 führt der Bund eine Kom­mu­ni­ka­ti­ons­of­fen­si­ve zur Berufs­bil­dung für Erwach­se­ne durch.

Das SBFI ist daran ein Mandat zu ver­ge­ben für eine ziel­grup­pen­spe­zi­fi­sche Kom­mu­ni­ka­ti­ons­of­fen­si­ve zum Berufs­ab­schluss für Erwach­se­ne. Sie soll Anfang 2018 bis Ende 2019 durch­ge­führt werden. Geplant ist u.a. die Ent­wick­lung von Kom­mu­ni­ka­ti­ons­in­stru­men­ten um Betrie­be und Erwach­se­ne für den Berufs­ab­schluss für Erwach­se­ne zu sen­si­bi­li­sie­ren.

Quelle: SBFI-Tagung: Berufs­ab­schluss für Erwach­se­ne, 27. Sept. 2017

Basler Pilot­pro­jekt Enter: Ein­spa­run­gen für die Sozi­al­hil­fe ab dem 5. Jahr

Eva­lua­ti­ons­be­rich­te gehö­ren nicht zu meiner Lieb­lings­lek­tü­re. So bequem­te ich mich erst nach einem Gespräch mit Bene­dikt Arnold, Leiter Gap Basel, wenigs­tens das Kapi­tel «Die Kosten von Enter und die vor­aus­sicht­li­chen Ein­spa­run­gen» des Eva­lua­ti­ons­be­richts zum «Pilot­pro­jekt: Enter – vom Bitt­gang zum Bil­dungs­gang» vom Juni 2016 zu stu­die­ren.

Es ent­hält Berech­nun­gen zu den «Pro­jekt­kos­ten» die im Rahmen des 2. Durch­laufs der Pilot­pro­jek­tes ent­stan­den sind und Anga­ben zu den pro­gnos­ti­zier­ten Ein­spa­run­gen, die erzielt werden:
Die schlech­te Nach­richt: Die Pro­jekt­kos­ten betra­gen für 14 Teil­neh­men­de 420’000 CHF
Die gute Nach­richt: Es kann erwar­tet werden, dass diese Kosten bereits fünf Jahre nach Beginn der Aus­bil­dung amor­ti­siert sind und dass der Kanton nach acht Jahren bereits rund 217’000 CHF ein­ge­spart hat, wie fol­gen­de Grafik zeigt:

Hier einige Anga­ben aus der Berech­nung dieser Zahlen, ent­nom­men dem oben erwähn­ten Eva­lua­ti­ons­be­richt:

  • Sozi­al­hil­fe, Berufs­be­ra­tung, Gewer­be­ver­band, CM Enter (Pro­jekt­lei­tung und -durch­füh­rung) und Amt für Aus­bil­dungs­bei­trä­ge wenden für den zwei­ten Durch­lauf des Pro­jekts zusam­men 3188 Stun­den auf, ent­spre­chend 420’000 CHF. (Tabel­le 6 im Bericht)
  • Die 13 TN des Pro­jekts benö­ti­gen für die Bestrei­tung ihres Lebens­un­ter­halts wei­te­re der Aus­bil­dung 1,081 Mio CHF. Davon werden aus Sozi­al­hil­fe und Sti­pen­di­en 787’0000 CHF bestrit­ten. (Tabel­le 7)
  • Dies führt zu Kosten für die ersten fünf Jahr von 1,531 Mio CHF. (Tabel­le 10)
  • Ohne Enter hätten die 13 Per­so­nen in dieser Zeit Kosten von 1,423 Mio CHF ver­ur­sacht, umfas­send Exis­tenz­si­che­rung von 1,22 Mio und Per­so­nal­kos­ten (Sozi­al­hil­fe) von 0, 202 Mio CHF. (Tabel­le 10)
  • Somit Mehr­auf­wand infol­ge Teil­nah­me an Enter von 108’000 CHF. (Tabel­le 10)
  • Im 6. Jahr (nach Ein­tritt aller Absol­ven­ten ins Erwerbs­le­ben) ent­steht ein Net­to­nut­zen von 138’000 CHF (Tabel­le 10)

Gesi­cher­te Zahlen zur Berufs­bil­dung für Erwach­se­ne ver­füg­bar: 2015 2500 Erst­ab­schlüs­se

Am 27. Sep­tem­ber 2017 wurden die beiden Stu­di­en vor­ge­stellt, die das SBFI erstel­len liess um mehr Daten zum Thema zu bekom­men. (Tagung­un­ter­la­gen). Unter ande­rem wurden alle rund 6000 Per­so­nen um Infor­ma­tio­nen gebe­ten, die im Alter von 25 und mehr Jahren begon­nen hatten, sich auf ein EFZ oder ein EBA vor­zu­be­rei­ten und diese Vor­be­rei­tung 2015 abge­schlos­sen hatten. Erst­mals konnte recht genau bestimmt werden, wie viele von ihnen einen Erst­ab­schluss und wie viele einen zwei­ten oder wei­te­ren Abschluss erwor­ben hatten. Die bis­he­ri­gen Schät­zun­gen und Berech­nun­gen schwank­ten zwi­schen 10% und 90% Erst­ab­schlüs­se.
Die Studie von Martin Schmid, Sabina Schmid­lin, David Stefan Hischier zeigt nun auf, dass 42% der 6000 Per­so­nen, also rund 2500 zum ersten Mal eine eid­ge­nös­sisch zer­ti­fi­zier­te beruf­li­che Grund­bil­dung abge­schlos­sen haben, vgl. Abbil­dung

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Ein Kom­men­tar zu wei­te­ren Ergeb­nis­sen der beiden Stu­di­en wird um den 20. Okto­ber im News­let­ter der SGAB erschei­nen.

Im Aargau werden Erwach­se­ne in der Nach­hol­bil­dung durch Mentor/​innen beglei­tet.

«Sie möchten einen beruf­li­chen Abschluss nach­ho­len, haben aber wenig Geld und wissen nicht, wie Sie Aus­bil­dung und Fami­lie orga­ni­sie­ren sollen? Dann könnte dieses kos­ten­lo­se Ange­bot das Rich­ti­ge für Sie sein!»

Diese Ankündigung kenn­zeich­net die Arbeit im Aar­gau­er Pilot­pro­jekt «Nach­hol­bil­dung für alle», die wir hier dar­ge­stellt haben. Es wurde nun ins nor­ma­le Ange­bot der «Bera­tungs­diens­te für Aus­bil­dung und Beruf Aargau, ask!» über­führt, einem Verein, dem der Kanton Aargau die Berufs­be­ra­tung übertragen hat. Es steht allen Ein­woh­ne­rin­nen und Ein­woh­nern des Kan­tons Aargau zur Ver­fü­gung.

15% der Betrie­be mit freien Lehr­stel­len würden auch Erwach­se­ne als Ler­nen­de auf­neh­men.

Im April ruft ask! jeweils die Aar­gau­er Betrie­be an, die im Lehr­stel­len­nach­weis noch offene Lehr­stel­len aus­wei­sen. Dieses Jahr waren es rund 1000 Betrie­be. Erst­mals wurden sie gefragt, ob sie auch Erwach­se­ne auf­neh­men würden. Diese Frage wurde von rund 15% der Betrie­be posi­tiv beant­wor­tet. (Quelle, Seite 2)

Die gute Nach­richt lautet somit: Es stan­den im April 17 im Aargau noch rund 150 Ausbildungsplätze für Erwach­se­ne zur Verfügung.
Die schlech­te: Für Erwach­se­ne ist die Suche nach einem Aus­bil­dungs­platz rund acht­mal schwie­ri­ger als für Jugend­li­che, den nur 15% aller Betrie­be mit freien Lehr­stel­len ziehen auch erwach­se­ne Bewer­ber in Betracht.

Ent­ste­hung und Ent­wick­lung des Vali­die­rungs­ver­fah­rens im 20. Jahr­hun­dert

Am 29. Novem­ber 2011 führte die Con­fé­rence roman­de de la for­ma­ti­on con­ti­nue eine Tagung zum Thema «Vali­da­ti­on des acquis» durch. Unter ande­rem sprach dort Chris­ti­an Bonvin, Office d’o­ri­en­ta­ti­on sco­la­i­re et pro­fes­si­onnel­le du Valais romand, über die Ent­wick­lung der Vali­die­rung. Er zeigte auf, wie sich der Gedan­ke der Vali­die­rung von Kom­pe­ten­zen im letz­ten Jahr­hun­dert in Kanada, den USA und Frank­reich ent­wi­ckelt hat - mit dem ersten Aus­läu­fer in die Schweiz 1985 in der Form der in Genf rea­li­sier­ten «bilans de com­pé­ten­ces et l’accès à l’enseignement supé­ri­eur». Wie dann in den 90-er Jahren die Arbeit auch in der Schweiz auf­ge­nom­men wurde, nicht zuletzt mit der Rea­li­sie­rung der «recon­nais­sance insti­tu­ti­on­nel­le» (RI) 1997 im Kanton Wallis, basie­rend auf der Zusam­men­ar­beit von Berufs­be­ra­tung und Arbeits­markt­be­hör­de.

Pilot­pro­jekt Inte­gra­ti­ons­vor­leh­re des Bundes: Tagungs­do­ku­men­ta­ti­on ver­füg­bar

Ab 2018 soll die Inte­gra­ti­ons­vor­leh­re Flücht­lin­gen den Ein­stieg in die Berufs­welt erleich­tern und sie auf eine Berufs­leh­re vor­be­rei­ten. Am 27. April 2017 haben das Eid­ge­nös­si­sche Hoch­schul­in­sti­tut für Berufs­bil­dung und das Staats­se­kre­ta­ri­at für Migra­ti­on vor rund 200 Teil­neh­men­den das Pilot­pro­jekt vor­ge­stellt und die damit ver­bun­de­nen Her­aus­for­de­run­gen beleuch­tet, vgl. Doku­men­ta­ti­on und Medi­en­mit­tei­lung.

Vor­erst star­tet ein vier­jäh­ri­ges Pilot­pro­gramm mit dem Ziel, 800 bis 1000 Plätze zur Ver­fü­gung zu stel­len.

Berufs­bil­dung für Erwach­se­ne: Neue Ansät­ze in den Kan­to­nen Zürich und Tessin

Chris­ti­na Vögtli, MBA Zürich, hat an der Päd­ago­gi­schen Hoch­schu­le Zürich über die lau­fen­den Ent­wick­lun­gen beim Zür­cher System zum Erwerb von Abschlüs­sen durch Erwach­se­ne berich­tet. Auch im Tessin ist Eini­ges im Gange, wie Furio Bed­narz, Divi­sio­ne della for­ma­zio­ne pro­fes­sio­na­le, an der glei­chen Ver­an­stal­tung dar­leg­te.

Nun steht die Zusam­men­fas­sun­gen der beiden Vor­trä­ge zum Down­load bereit.

Tagung der CRFC über die Qua­li­fi­ka­ti­ons­mög­lich­kei­ten Erwach­se­ner

Die Kon­fe­renz der Roman­die für die Aus- und Wei­ter­bil­dung (CRFC) hat am 24. März 2017 eine Fach­ta­gung zum Thema der ver­schie­de­nen Wege zur Erlan­gung eines Berufs­ab­schlus­ses für Erwach­se­ne durch­ge­führt. Die Bei­trä­ge lenk­ten den Blick vor allem auf die künf­ti­ge Qua­li­fi­ka­ti­on Erwach­se­ner und die Vali­die­rung von Bil­dungs­leis­tun­gen in den Kan­to­nen der Roman­die.

Die Bei­trä­ge der vier Refe­ren­ten können her­un­ter gela­den werden:
Joseph Widmer, vice-direc­teur du SEFRI
Markus Maurer, pro­fes­seur à la HEP de Zurich
Flo­rent Cosan­dey, pré­si­dent de la com­mis­si­on de ‹qua­li­fi­ca­ti­ons des adul­tes› de la CLPO
Ralph Thomas, chef de projet du Groupe d’in­té­rêt pour la for­ma­ti­on com­mer­cia­le en Suisse

Der Leit­fa­den Vali­die­rung wird in der zwei­ten Jah­res­hälf­te 2017 noch­mals über­ar­bei­tet.

Ein Schrei­ben des Staats­se­kre­ta­ria­tes für Bil­dung, For­schung und Inno­va­ti­on SBFI vom 14. Juni 2017 gibt einen Über­blick über den Stand der Arbei­ten an den beiden «Leit­fä­den», die im Rahmen des Pro­jekts «Berufs­ab­schluss und Berufs­wech­sel für Erwach­se­ne» beim ASBFI in Arbeit sind.

Basel-Stadt: Kon­zept zur Nach­hol­bil­dung in Vor­be­rei­tung

In der Ant­wort auf den par­la­men­ta­ri­schen Vor­stoss 17.0815 31. Mai 2017 berich­tet der Regie­rungs­rat zur Nach­hol­bil­dung u.a.:

Berufsabschlüsse für Erwach­se­ne und dabei ins­be­son­de­re die sog. Nach­hol­bil­dung nach Art. 32 BBV ermöglichen erwach­se­nen Berufstätigen, einen aner­kann­ten Abschluss auf Sekun­dar­stu­fe II nach­zu­ho­len und dadurch ihre Berufsmarktattraktivität und -sicher­heit zu erhöhen. Wich­tig für die Betrof­fe­nen ist dabei vor allem die Frage, wie sie sich opti­mal auf die Abschlussprüfungen vor­be­rei­ten und damit ihre Lücken in Berufs­kun­de und All­ge­mein­bil­dung schlies­sen können. Die Ver­ein­bar­keit von Schule, Beruf und Fami­lie ist dabei eine grosse Her­aus­for­de­rung und führt dazu, dass viele ihre Aus­bil­dung vor­zei­tig abbre­chen oder die Abschlussprüfungen nicht bestehen. Eine Arbeits­grup­pe, bestehend aus Ver­tre­te­rin­nen und Ver­tre­tern von Berufs­fach­schu­len, Lehr­auf­sicht, Berufs­be­ra­tung und Prüfungsleitungen, sucht der­zeit nach Möglichkeiten für die Opti­mie­rung der Nach­hol­bil­dungs­an­ge­bo­te im Sinne und Inter­es­se der Betrof­fe­nen.

Aus der Ant­wort wird deut­lich, dass unter der Ziel­grup­pe der Nach­hol­bil­dung vor allem Per­so­nen ver­stan­den werden, die - min­des­tens im berufs­prak­ti­schen Bereich - über einen gros­sen Teil der für einen Abschluss erfor­der­li­chen Kom­pe­ten­zen ver­fü­gen, so dass am ehes­ten noch Lücken im schu­li­schen Bereich zu schlies­sen sind. Bezeich­nen­der­wei­se erwähnt der Bericht das Pro­jekt ENTER (vgl. ), das sich an Bezüger/​innen von Sozi­al­hil­fe wendet, mit keinem Wort.

Der Kanton Bern will die Zahl der Berufs­ab­schlüs­se für Erwach­se­ne in fünf Jahren um 50% stei­gern.

Das Mit­tel­schul- und Berufs­bil­dungs­amt des Kan­tons Bern hat sich zum Ziel gesetzt, die Berufs­ab­schlüs­se von Erwach­se­nen im Kanton Bern in den nächs­ten fünf Jahren min­des­tens um 50% zu stei­gern. (Mel­dung)

Erwach­se­ne sollen Abschlüs­se rea­li­sie­ren können, die einem Bedarf der Arbeits­welt ent­spre­chen. Infor­ma­ti­on, Bera­tung und Beglei­tung müssen ein­fach zugäng­lich und auf die Bedürf­nis­se der Erwach­se­nen abge­stützt sein, damit sie die Bil­dungs­gän­ge und Qua­li­fi­ka­ti­ons­ver­fah­ren erfolg­reich abschlies­sen können. Die Mög­lich­keit, als erwach­se­ne Person einen Berufs­ab­schluss oder Berufs­wech­sel zu machen, soll bil­dungs­po­li­tisch und gesell­schaft­lich eine breite Aner­ken­nung erhal­ten.

Diese Ziele und die Mass­nah­men dazu hat das Mit­tel­schul- und Berufs­bil­dungs­amt in einer Stra­te­gie für den Zeit­raum 2017-2024 fest­ge­legt: Down­load in Deutsch - in Fran­zö­sisch