Berufs­bil­dungs­äm­ter und Berufs­fach­schu­len haben das Poten­ti­al von Berufs­ab­schlüs­sen für Erwach­se­ne dis­ku­tiert - hier die Ergeb­nis­se

Am 7. Sep­tem­ber 2017 trafen sich Rek­to­rin­nen und Rek­to­ren berufs­bil­den­der Schu­len sowie Ver­tre­te­rin­nen und Ver­tre­ter der kan­to­na­len Berufs­bil­dungs­äm­ter zu einer gemein­sa­men Tagung zur Bear­bei­tung aktu­el­ler Themen. Im Zen­trum stand die Nach­hol­bil­dung.

Auf der Web­site von Table Ronde Berufs­bil­den­der Schu­len sind wurden nun als Ergeb­nis­se der Tagung die gefass­ten Beschlüs­se publi­ziert, weiter die Prä­sen­ta­tio­nen der Refe­ra­te von M. Maurer PH Zürich, L. Perret SGB, M. Stamm Uni Fri­bourg, J. Widmer SBFI und J. Zell­we­ger Schw. Arbeit­ge­ber­ver­band, jeweils in Deutsch und Fran­zö­sisch.

Nach­hol­bil­dung: 250 Ange­bo­te - aber eine Vor­be­rei­tung für Erwach­se­ne auf einen Berufs­ab­schluss in DE, FR und IT gibt es nur für 6 Berufe.

Berufs​be​ra​tung​.ch, das «offi­zi­el­le schwei­ze­ri­sche Infor­ma­ti­ons­por­tal der Berufs-, Stu­di­en- und Lauf­bahn­be­ra­tung» nennt über 250 Ange­bo­te, mit denen sich Erwach­se­ne feh­len­de Qua­li­fi­ka­tio­nen für einen Berufs­ab­schluss (EFZ oder EBA) erwer­ben können.

Wir haben das Ange­bot auf­ge­lis­tet und durch­ge­se­hen (hier). Die Hälfte aller Ange­bo­te berei­tet auf einen von fünf Beru­fen vor (Kauffrau/​Kaufmann, FAGE, FABE, Detail­han­dels­fach­man­n/-fach­frau). Im übri­gen ist das Ange­bot beschränkt: Ledig­lich in sechs Beru­fen gibt es Ange­bo­te in drei Landessprachen(Kauffrau, Detail­han­dels­fach­mann, Logis­ti­ke­rin, Maurer, Fach­frau Haus­wirt­schaft und Gebäu­de­rei­ni­ger), in 33 wei­te­ren in einer oder zwei Spra­chen. Bei allen übri­gen Lehr­be­ru­fen sind Erwach­se­ne darauf ange­wie­sen, sich auto­di­dak­tisch vor­zu­be­rei­ten oder – wenig effi­zi­ent – als Hörer am Berufs­fach­schul­un­ter­richt der nor­ma­len Berufs­leh­re teil­zu­neh­men. (Und je nach Kanton noch Schul­geld dafür zu bezah­len.)

Offi­zi­ell gibt es ja für Erwach­se­ne vier Wege zur Vor­be­rei­tung auf ein EFZ oder ein EBA. Das ist Theo­rie: Wenn ein erwach­se­nen­ge­rech­tes Qua­li­fi­zie­rungs­an­ge­bot für die Berufs­theo­rie exis­tiert, dann ist es für einen oder bes­ten­falls für zwei der vier Wege opti­miert, so dass die tat­säch­li­che Aus­wahl noch klei­ner wird.

Soll die Zahl der Abschlüs­se von Erwach­se­nen ohne arbeits­markt­re­le­van­te Aus­bil­dung wirk­lich wach­sen, muss bei der Finan­zie­rung etwas gesche­hen. Das ist heute wohl unbe­strit­ten. Aber auch das Bil­dungs­sys­tem ist gefragt: Ein erwach­se­nen­ge­rech­tes Qua­li­fi­zie­rungs­an­ge­bot von aus­rei­chen­der Breite ver­langt eine Annä­he­rung der vier Wege damit die Qua­li­fi­ka­ti­ons­an­ge­bo­te bei allen drei erwach­se­nen­ge­rech­ten Wegen ein­ge­setzt werden können. Weiter ist eine inter­kan­to­na­le Koor­di­na­ti­on der Ange­bo­te drin­gend. Bisher haben sich die Kan­to­ne dies­be­züg­lich auf das Ange­bot für Jugend­li­che, die regu­lä­re Berufs­leh­re, und das wenig benutz­te Vali­die­rungs­ver­fah­ren beschränkt.

All­ge­mein­bil­den­der Unter­richt vor­ho­len

Erwach­se­ne, die einen ersten Berufs­ab­schluss erwer­ben wollen, müssen in der Regel noch den all­ge­mein­bil­den­dem Unter­richt (ABU) nach­ho­len. In ver­schie­de­nen Kan­to­nen kann dies bereits in der Pla­nungs­pha­se erfol­gen, also bevor Aus­bil­dungs­weg, Aus­bil­dungs­platz, Finan­zie­rung etc. end­gül­tig fest­ge­legt sind. Berufs­fach­schu­len bieten dazu ein­jäh­ri­ge Lehr­gän­ge an, umfas­send je einen Abend pro Woche, die im Rahmen des Lehr­gangs abge­schlos­sen werden. So stel­len Inter­es­sier­te rela­tiv früh fest, ob sie die Belas­tung einer berufs­be­glei­ten­den Aus­bil­dung bewäl­ti­gen. Die Qua­li­fi­ka­ti­ons­pha­se wird ent­las­tet und ein erster Teil des Qua­li­fi­ka­ti­ons­ver­fah­rens kann bereits erle­digt werden.

Hier zwei Bei­spie­le:

Im Kanton Aargau bieten zwei Berufs­fach­schu­len ein­schlä­gi­ge Kurse an, die für Inter­es­sen­ten aller Berufe offen sind, die BF Gesund­heit und Sozia­les in Brugg und das Land­wirt­schaft­li­che Zen­trum Lie­be­gg in Grä­ni­chen. Inter­es­sier­te müssen in einem Test ihre Deutsch­kennt­nis­se unter Beweis stel­len, wobei Niveau B1 gem. Euro­päi­schem Refe­renz­rah­men ver­langt wird. Sie können also in dieser Zeit auch noch ihre Sprach­be­herr­schung ver­bes­sern, wird doch für den berufs­kund­li­chen Unter­richt Niveau B2 emp­foh­len. Die Lehr­gän­ge umfas­sen 170 Lek­tio­nen, das Schul­geld wird in vielen Fällen vom Kanton über­nom­men.

Im Kanton Zürich führt vor allem EB Zürich ein ein­schlä­gi­ges Ange­bot, ergänzt durch einen halb­jäh­ri­gen Inten­siv­kurs für Per­so­nen, bei denen bereits ein Vali­die­rungs­ver­fah­ren im Gang ist. Die Lehr­gän­ge umfas­sen 120 Lek­tio­nen und kosten 1200 CHF. Andere Bil­dungs­zen­tren bieten Kurse an, die in der Regel in der Qua­li­fi­zie­rungs­pha­se besucht werden, so das ZAG in Win­ter­thur (78 Halb­ta­ge).

Tagung von Kan­to­nen und Berufs­fach­schu­len zum «Berufs­ab­schluss für Erwach­se­ne»

Die 3. Aus­ga­be der Gemein­sa­men Tagung zwi­schen Berufs­fach­schu­len und Kan­to­nen widmet sich dem Thema: «Poten­ti­al ausschöpfen – Berufs­ab­schluss für Erwach­se­ne». Sie findet am 7. Sep­tem­ber 2017 statt. (Anmel­dung) und wird von der Table Ronde Berufs­bil­den­der Schu­len und der SBBK orga­ni­siert.

Berufs­bil­dung für Erwach­se­ne im Detai­han­del

Der Detail­han­del gehört zu den Bran­chen mit der höchs­ten Zahl an Berufs­ler­nen­den. Auch in der Berufs­bil­dung für Erwach­se­ne ist er von beson­de­rer Bedeu­tung, unter ande­rem weil alle Wege ange­bo­ten werden, die regu­lä­re und die ver­kürz­te Grund­bil­dung, der direk­te Zugang zur Abschluss­prü­fung und das Vali­die­rungs­ver­fah­ren. Auch die Nach­fra­ge war in den ver­gan­ge­nen Jahren rela­tiv gross, einer­seits infol­ge der Ablö­sung eines Mono­pol­be­ru­fes der Post, ander­seits im Zusam­men­hang mit dem Über­gang von der zwei­jäh­ri­gen Ver­kaufs­leh­re zur drei­jäh­ri­gen Aus­bil­dung «Detail­han­dels­fach­man­n/-frau EFZ». Hier ist ein Bericht dar­über abge­legt und hier eine Mel­dung über ein Pilot­pro­jekt in Bern.

Detail­han­del: Nach­hol­bil­dung in zwei Schrit­ten

Für Erwach­se­ne, die ihre Berufs­aus­bil­dung neben einer Erwerbs­tä­tig­keit nach­ho­len (Direk­ter Zugang zur Abschluss­prü­fung) ist es eine grosse Erleich­te­rung, wenn sie die Lehr­ab­schluss­prü­fung in zwei Schrit­ten able­gen können. Die Berufs­fach­schu­le des Detail­han­dels Bern bietet eine solche Mög­lich­keit an, wie ihr Bericht zeigt.

«Vor­leh­re 25 Plus»

Viele Inter­es­sier­te benö­ti­gen eine Auf­fri­schung ihrer Vor­kennt­nis­se, bevor sie in eine beruf­li­che Nach­hol­bil­dung ein­tre­ten können. In Bern und Thun wird jedes Jahr ein Jah­res­kurs ange­bo­ten, umfas­send zwei Tage Schule pro Woche, die par­al­lel zu einer Tätig­keit in einem Betrieb besucht werden können.Links zu den Web­sits der Anbie­ter: Berufs­bil­dungs­zen­trum IDM Thun und BFF BernEin ähn­li­ches Ange­bot bieten die Kan­to­ne Basel-Stadt und Basel-Land, vgl. die Bro­schü­re «Link zum Beruf».

Hier kann unsere Dar­stel­lung dieser Ange­bo­te her­un­ter­ge­la­den werden.

Pro­jekt Pro­duk­ti­ons­me­cha­ni­ker – eine Nach­hol­bil­dung für Schicht­ar­bei­ter

Im Kanton Solo­thurn wird Schicht­ar­bei­te­rin­nen und -arbei­tern eine Mög­lich­keit zum Erwerb eines Berufs­ab­schlus­ses ange­bo­ten. Dar­über berich­te­te Thomas Rich­artz-Dett­wi­ler, Bereichs­lei­ter Maschi­nen­tech­nik, Gewerb­lich-Indus­tri­el­le Berufs­fach­schu­le Solo­thurn, am 11. Sep­tem­ber 2014 im Rahmen Im Rahmen der Vor­trags­rei­he zur Berufs­bil­dung für Erwach­se­ne der Päd­ago­gi­schen Hoch­schu­le Zürich.

Infor­ma­tik-Lehre für Erwach­se­ne

Der Zür­cher Lehr­be­triebs­ver­band ICT ( ZLI) stellt seine “Lehre für Erwach­se­ne” in einem Fac­ts­heet vor.

Kosten der Aus­bil­dungs­lo­sig­keit

Die Berner Fach­hoch­schu­le erar­bei­te­te Zahlen zu den Kosten von Aus­bil­dungs­lo­sig­keit.